Mittwoch, 4. Mai 2022

Meine missglückten Nähprojekte

Heute ist wieder MeMadeMittwoch und die Nähgemeinschaft zeigt ihre schönen Kreationen.

Auch bei mir sind in diesem Jahr sind schon einige selbstgenähte Kleidungsstücke entstanden. Einige davon waren ein voller Erfolg, manche sind mir aber auch aus verschiedenen Gründen nicht gut gelungen. Von diesen misslungenen Werken möchte ich heute berichten. Keines davon ist so schlecht, dass es völlig untragbar wäre, aber sie sind eben auch nicht so geworden wie von mir erhofft.


Den Anfang macht das Knotentop von Sewera. Schon lange hat mir kein Werk mehr so viele Probleme bereitet. Ich hatte hier den Knoten nicht nur im Shirt sondern auch im Kopf. Da ich noch nie ein Shirt mit Knotenkonstruktion genäht hatte, habe ich einen sehr günstigen Viskosejersey vom Stoffmarkt (3€/m) als Probestoff verwendet. Schon beim Ausdrucken und Kleben des Schnittes war ich nicht bei der Sache, denn am Ende fehlte mir der Ärmel, was ich erst beim Zuschneiden bemerkte. Damit fing es aber erst an, denn beim Zuschneiden konnte ich nicht identifizieren wie genau ich die gewählte Version zuschneiden sollte. In der Anleitung konnte ich zwei verschiedene Variationen identifizieren auf dem Schnittmuster selbst waren aber drei Varianten angegeben. Ich schnitt dann das zu was mir in dem Moment am logischsten erschien, das obere Vorderteil in zwei Teilen, das untere Vorderteil im Bruch.


Dann habe ich versucht das Shirt nach der Anleitung zu nähen und kam auf keinen grünen Zweig. Endlich dachte ich die Konstruktion verstanden zu haben, doch beim Schließen der Seitennähte musste ich feststellen, dass alles nicht zusammen passte. Zudem lies sich der sehr dehnbare Viskosejersey nur schlecht vernähten, meine Overlock mochte ihn nicht, die Coverlock ging in den Streik, nur meine normale Nähmaschine wurde mit dem Stoff einigermaßen fertig. Ich war kurz davor das Teil einfach in den Mülleimer zu werfen und das Schnittmuster zu verbrennen, aber es lies mir keine Ruhe. Ich wollte dieses Shirt einfach nahen und so trennte ich am nächsten Tag alles nochmal auf (ja, den dünnen Viskosejersey!) und nähte dann tatsächlich alles richtig zusammen. Kurz vor Schluss passierte es mir dann noch, dass ich beim Fadenabschneiden in den Stoff schnitt und deshalb das Shirt deutlich kürzen musste. Weil ich keine Lust hatte, den Halsausschnittbeleg nochmal anzunähen, habe ich den Saum kurzerhand umgebügelt und gecovert, im hinteren Halsausschnitt habe ich dabei durchsichtiges Gummiband mitgefasst. Genau darf man nicht hinschauen, denn die Cover hatte wirklich zu kämpfen, aber aus der Entfernung sieht der Ausschnitt gar nicht so schlecht aus. 

Ich bin sehr froh, dass ich mich durchgebissen habe und nun weiß wie das Shirt zu nähen ist. Wegen des vermurksten Ausschnittes und der zu kurzen Länge werden ich das Shirt wahrscheinlich  nicht tragen, aber ich möchte auf jeden Fall eine weitere Version nähen, denn der Schnitt sitzt richtig toll an mir. 


Nummer zwei der Pleiten, Pech und Pannen ist ebenfalls ein Teil aus Probestoff vom Stoffmarkt (diesmal ein Coupon zu 5€). Hier habe ich den Schnitt Lyon von Tessuti getestet um ihn potentiell aus einem teuren Wollwalk nachzunähen. Schon beim Kaufen des Schnittes ergab sich das erste Problem. Laut Maßtabelle passe ich ihn Größe 16. Den Schnitt gibt es in zwei Größenumfängen, wobei die 16 die überlappende Größe ist. Ich habe mich für den Schnitt mit den größeren Größen entschieden und es nach dem Nähen des Probeteils bereut, da ich eher auf eine Größe kleiner gehen würde sollte ich den Schnitt noch einmal nähen. Auch bei diesem Schnitt habe ich versäumt die Ärmel auszudrucken, da diese sich in einer separaten Datei befinden. Nicht einmal beim Zuschnitt habe ich bemerkt, dass mir die Ärmel fehlen und so musste ich am Ende einen Ärmel zusammenstückeln. Überrascht war ich davon, dass der Schnitt mit der Hand gezeichnet und dann digitalisiert wurde. Ich weiß zwar, dass das kein Qualitätskriterium für die Schnittkonstruktion ist, aber im 21. Jahrhundert kommt mir ein Handgezeichneter Schnitt doch irgendwie unprofessionell vor. Genervt war ich auch davon, dass die Maßangaben nur in Inch angegeben sind und ich umrechnen musste. Da mit unterschiedlichen Nahtzugaben gearbeitet wird, musste ich immer mal wieder den Umrechner bemühen. Auch das ist natürlich kein Qualitätskriterium für den Schnitt, aber es gibt einige Schnittmusterdesignerinnen die sowohl Inch als auch cm Maße angeben.

Die Anleitung der Jacke ist sonst sehr gut und verständlich und die Konstruktion raffiniert und ausgefeilt. Es hat wirklich Spaß gemacht die Jacke zu nähen. Die Kanten werden offenkantig verarbeitet und die Teile werden meist nicht rechts auf rechts sondern rechts auf links verarbeitet, sodass flache Nähte entstehen. Warum ich die Jacke trotzdem nicht tragen werde hat zwei Gründe. Zum einen gefällt mir die Form der Jacke nicht an mir. Ich finde sie zu kastig und auch etwas zu groß und insgesamt einfach nicht vorteilhaft. Zum anderen ist der Teddyplüschstoff außen zwar kuschelig weich, innen aber unangenehm kratzig. Für meine geplante Walkjacke werde ich wohl doch nach einem anderen Schnitt Ausschau halten.


Mein drittes missglücktes Teil wollte ich für den Stoffspiele Sew-Along von Grenzgänger Design nähen, wurde dann aber wegen meiner Covid Erkrankung nicht rechtzeitig fertig. Ich konnte es aber noch für die #Sewfrugal22 Challenge auf Instagram einbringen, denn das Shirt habe ich nach dem kostenlosen Schnittmuster Galaxy Tee von PatternScissorsCloth genäht. Mir gefiel die Idee einen gestreiften Jerseystoff mit Spitze für die gepufften Ärmel zu kombinieren. Das Schnittmuster und die Anleitung sind wirklich gut. Mir ist das Shirt an den Schultern etwas zu breit, das ist aber eine Anpassung die ich bei Oberteilen öfter vornehmen muss. Aus Stoffmangel musste ich das Shirt kürzen, was mir leider nicht so gut gefällt. Auch ist die Kombination aus dem gestreiften Jersey und der dunkelblauen Spitze nicht so harmonisch geworden wie ich es mir vorgestellt hatte. Auch finde ich den hohen Halsausschnitt nicht so vorteilhaft für mich. Der Jersey ist aus einem Lillestoff Glückspaket, also für wenig Geld erworben und die Spitze hatte ich noch von einem anderen Projekt übrig. Wahrscheinlich werde ich den Schnitt nicht noch einmal nähen, weil es Shirtschnitte gibt die mir besser passen, aber die hübschen Puffärmel werde ich evtl. noch einmal verwenden und an einen anderen Schnitt basteln.


Das letzte Teil in der Runde ist das Mandy Boat Tee von Tessuti. Hier habe ich v.a. den falschen Stoff gewählt, denn der Baumwolljersey von Lillestoff ist relativ dick und steif und trägt bei dem kastigen Schnitt ziemlich auf. Das Mandy Boat Tee ist ein kostenloser Schnitt und ein absoluter Klassiker in der internationalen Social Media Nähszene. Insgesamt ist mir der Schnitt aber für ein Shirt grundsätzlich zu kastig und die Ärmel sind sehr eng. Der Schnitt ist sonst OK und die Anleitung ist gut. Mir gefällt der hübsche U-Botausschnitt, den ich evlt. für andere Schnitte ausborgen werde. 


Da ich auch diesem Stoff günstig erworben hatte und mich die Farben nicht überzeugten, habe ich es nicht bereut den Schnitt ausprobiert zu haben. 


Ich hoffe euch hat dieser etwas andere Beitrag gefallen. Mein Fazit ist, dass die Jacke nicht noch einmal nähen werde, von den Shirts vielleicht einzelne Elemente wieder verwende und das Knotenshirt unbedingt noch einmal nähen möchte, nachdem ich nun verstanden habe, wie der Schnitt zusammengesetzt wird.

Übrigens hat meine 7-jährige Tochter die beiden ersten Kleidungsstücke abgelichtet. Das hat sie wirklich gut gemacht.

Haltet die Nase in den Wind in die Ohren steif.

Eure Julia

7 Kommentare:

  1. Das Knotenshirt sitzt wirklich gut und steht Dir prima. Das Ringelshirt gefällt mir aber auch sehr gut an Dir, aber die Ärmel sehen tatsächlich ein bisschen eng aus.
    Vielleicht lässt sich das noch verbessern.
    LG
    Elke

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  2. Vielen Dank für deine Ehrlichkeit! Manchmal denke ich, nur ich produziere Unpassendes, da bei anderen alles immer so schön und passend aussieht. Ich finde es toll, dass du auch die andere Seite zeigst!
    Obwohl ich rein von den Bildern her denke, dass einzelne Teile super an dir aussehen (zum Beispiel die Jacke fimde ich sehr toll) Aber man muss sich wohlfühlen im Kleidungsstück damit es richtig passt.

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  3. Ich lese immer gerne von missglückten Nähprojekten, ich finde, da kann man immer etwas lernen, aber bei meinen eigenen Nähmissgeschicken bin ich meistens so genervt, dass ich gar keine Lust habe, mich noch weiter damit zu beschäftigen, indem ich darüber schreibe.
    Bis auf das dritte Teil finde ich aber, dass alle Sachen gut aussehen. Ob sie sich angenehm tragen, ist natürlich eine andere Sache. Wie gut, dass du nur Probestoffe verwendet hast, aber das ist ja auch der Sinn von Probeteilen.
    Liebe Grüße
    Christiane

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  4. Ach schade, aber ich denke jede von uns hat solche Teile im Schrank. Manchmal ist der Stoff, manchmal ist es der Schnitt der doch nicht so ideal. Das letzte Shirt gefällt mir sehr an Dir - manchmal ist man auch einfach zu streng zu sich. LG Kuestensocke

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  5. Das ist ein toller Beitrag... ich hab meist keine Lust über das verpatzte zu berichten, wobei es total sinnvoll ist, das auch zu dokumentieren... zumindest in meinem handschriftlichen nähtagebuch mache ich das... die schnitte der Shirts haben doch wirklich Potenzial! Lg Sarah

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  6. Ich habe schon bei Schnittmuster Designerin gehört, dass sie Schnittr in solchen Fällen austauschen/umtauschen. Sollte es dir mal wieder so gehen, schreib doch eine Mail und schildere dein Problem, mehr als Nein sagen können sie ja auch nicht. Und wenn es klappt musst du dich nicht ärgern!
    Bei dem Knotenshirt gefällt mir die Länge eigentlich sehr gut. Viel verlängern würde ich die nächste Variante gar nicht. Und das Mandy Boat Tee finde ich gar nicht zu kastig, steht dir richtig gut! Aber das mit den Ärmeln kann ich verstehen, das ist einfach eine Frage des Tragekomforts.
    Grüße

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  7. Das Mandy Boat Tee gefällt mir an Dir sehr gut, vielleicht musst Du den Schnitt nur ein wenig optimieren und einen geeigneteren Stoff auswählen. Dem Schnitt würde ich noch eine Chance geben.
    Danke, dass Du uns auch an Deinen Misserfolgen teilhaben lässt und so offen darüber schreibst. WIr kennen alle solche Misserfolge und ärgern uns im Stillen darüber.

    LG
    Sandra

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